1.Münchner Notarztgespräch zur zukünftigen Gestaltung des Notarztwesens

Liebe Kollegen, am 11.11. bin ich abends nach München gefahren zum “Notarztgespräch“, zu dem öffentlich eingeladen wurde. Der Titel machte neugierig und gespannt, zumal mir außer in der inoffiziellen Gerüchteküche keinerlei Infos zu einer “zukünftigen Gestaltung” vorliegen.

Anwesend waren auf dem Podium: Dr. Emminger, ÄKVB; Dr. Lärmer, GdN; Dr. Ebersperger, Innenministerium; Dr. Bayeff-Filloff, Landesbeauftragter ÄLRD; Herr Busse, VdEK, Herr Staufer, Fachanwalt Medizinrecht; Dr. Krombholz, KVB; Dr. Schmelz, KVB;

Vertreter der ZAST hatten erst vage zugesagt, dann ohne Grund abgesagt.

Im Auditorium; Dr. Enger, KVB und ca. weitere 30 Anwesende (u.a. Dr. Hossfeld von der agbn)

Es gab zwei große Themenkomplexe, die angesprochen wurden, einmal die Vergütungssituation und zum anderen die Problematik der Berechtigungen/Ermächtigungen/Zulassungen.

Nun folgt eine grobe Mitschrift der wichtigsten Inhalte und Äußerungen:

Vergütungssituation/Honorar

Krombholz: Vergütungsmäßig sei die Kuh vom Eis, Ziel: kein quotiertes System, er stellt die Frage, ob effizientere Wege ohne ZAST möglich sind.

Ebersperger: sieht IM nur als Moderator und sich als Zuschauer, sein Einfluss sei sehr begrenzt, die ZAST sei im Gesetz, weil man sich Effizienz, Transparenz, Kostenersparnis und Vereinfachung der Abrechnung versprach. Er könne es nicht mehr hören, daß Notärzte behaupten, sie würden kein Geld bekommen.

Bayeff-Filloff: Die Sicherstellung wird dann auch für die ÄLRD zum Problem, wenn die Notärzte nicht fahren wollen. Er würde sich lieber um QM kümmern als um Politik und erwähnte dazu beispielhaft die Einführung einer eineindeutigen Patientennummer.

Lärmer: Notarztdienst ist für junge Kollegen zunehmend unattraktiv.

Krombholz: wiederholt das Angebot, die ILS-Daten zu bekommen, und im Gegenzug innerhalb dreier Tage abgleichen zu können ohne ZAST

Busse: alle Fälle von nicht abgleichbaren Fällen sind geklärt bis auf den: 2 Notärzte behandeln einen Patienten.

Krombholz wiederholt die Frage, warum die ZAST benötigt wird.

Busse: „Notarzthonorare sind nicht zu deckeln“. Die ZAST mache ihre Aufgabe gut. Die Kassen zahlen 21% mehr als 2009, dies entspreche aber nicht dem Einsatzzuwachs.

Enger: lobt Zuarbeit der beratenden Notärzte.

Schmelz: 367000 Notarzteinsätze in 2012, keine Steigerung der Einsätze, es seien voraussichtlich auch 3013 weniger als im Vorjahr, wenn es eine Steigerung gibt, dann ist das nicht die Schuld der Notärzte.

Staufer: es wird immer von konstruktiven Gesprächen KV-Kassen-Notärzte geredet, aber Inhalte werden nicht bekannt, er fordert Transparenz. Geld sei geflossen, aber der Vorbehalt der Rückforderung verunsichert die Notärzte.

Krombholz: er kann keine Garantie geben, das Geld müsste reichen, er fordert eine Spitzabrechnung, um eine Garantie geben zu können.

Busse: benötigt für Spitzabrechnung Preis- und Mengenliste.

Enger: fordert die Notärzte auf, die Widersprüche gegen die Honorarbescheide zurückzunehmen, da bei Annahme der Widersprüche und negativem Bescheid doch noch Gebühren fällig werden würden.

Ebersperger: erläutert das unterschiedliche Verständnis über z.B. Spitzabrechnung der Kassen und der KVB.

Enger: bestätigt das

Schmelz weist auf die Notwendigkeit von Nachverhandlungen hin

Busse möchte Umstellung des Vergütungssystems zu Gunsten einsatzschwacher Standorte, weist auf fehlende Echt-Zahlen hin und erläutert, dass eine Spitzabrechnung auch zu Rückzahlungen an die Kassen führen könnte.

Schmelz: es werden Vergütungsmodelle diskutiert, es liegt noch keine Entscheidung vor.

Enger erläutert knapp das neue Modell (agbn-Tagung).

Ebersperger: es stehe alles zur Diskussion. Die ZAST stehe im Gesetz, muss aber nicht dort bleiben habe der Minister gesagt.

Auf Nachfrage durch das  Auditorium erklärt Ebersperger, dass das Innenministeriums keine Pläne hat, mit der Organisation des Notarztdienstes das BRK zu beauftragen und dass vorab ebenfalls keine Pläne des BRK bekannt gewesen seien. Er will von der Anfrage Deinerts (BRK) bei der Kreisgeschäftsführertagung zur Übernahme der Organisation der notärztlichen Versorgung erst hinterher erfahren haben.

Auf erneute Nachfrage Dr. Hossfeld, ob die ZAST denn in der notärztlichen Abrechnung nötig sei, wurde nicht geantwortet.

Ermächtigung:

Enger+Krombholz : Lösung bis 31.3.2014

Krombholz: Zulassungsgebühr ist Gesetz, die Dauer der Ermächtigung jedoch nicht. Man überlegt, Standortermächtigung auszusprechen mit der Option, bayernweit z.B. als Springer aushelfen zu können. es brauche dazu einen bayernweiten und nicht lokalen Zulassungsausschuss, der in höherer Frequenz tagt. Notarztdienst ist sei ein “Markt”.

Schmelz+Busse: Ziel sei es, die Notärzte von der Zulassungsgebühr zu befreien.

Busse: Vorschlag der Kassen wäre: die erhobene Gebühr zurückzuerstatten

Enger: so etwas wäre z.B. als Strukturförderung möglich

Ende meiner Mitschrift

Mein FAZIT:

Das eigentliche Thema wurde nicht führend behandelt, nämlich eine zukünftige Gestaltung des Notarztwesens. Die Notwendigkeit der ZAST wurde nicht erläutert. Offen wurde angesprochen, dass Herr BRK-Landesgeschäftsführer Deinert bei der BRK-Kreisgeschäftsführertagung anfragt, ob das BRK die Organisation des Notarztdienstes übernehmen soll. Dies sei dem Innenministerium nicht vorab bekannt gewesen. Nun frage ich mich, soll die KVB in der Organisation des Notarztdienstes denn doch durch das BRK abgelöst werden? Warum wird diese Frage an die BRK-Kreisgeschäftsführer herangetragen, wenn das nicht geplant ist?

2 Gedanken zu „1.Münchner Notarztgespräch zur zukünftigen Gestaltung des Notarztwesens

  1. Presekonferenz der KVB gestern:
    “So sei gewährleistet, dass die im Jahr 2013 geleisteten Einsätze aller Voraussicht nach ohne Abschläge vergütet werden könnten”

    Offensichtlich mag sich die KVB da immer noch nicht festlegen!

    Und was die Überlegungen hinsichtlich der Übertragung der Organisation des NAD an das BRK angeht…(Herr Ebersperger leutgnet dies ja…) das pfeifen die Spatzen von den Dächern, dass es derartige Gespräche gibt… Nur die, die es angeht werden offensichtlich nicht eingebunden…

  2. Ich war auch dort und kann das “Protokoll” bestätigen. Die eigene Mitschrift muss ich ja nun nicht mehr hier einstellen. Danke Birgit.
    Die Veranstaltung war zwar für die Notärzte in München bzgl. Bezahlung und Ermächtigung relevant, vielmehr jedoch für die Kollegen an einsatzschwachen Standorten. Es wurde ja von KVB und Kassen-Seite betont, diese Standorte stärken zu wollen.
    Mir persönlich hat die öffentliche (und subjektiv auch offene) Diskussion mit der Möglichkeit von Kommentaren/Fragen gefallen. Das war für den Notarzt an der Basis mal ein (überfälliger) Schritt in Richtung Transparenz.
    Jetzt interessiert mich nur, wie die Ergebnisse (QM, neues Vergütungsmodell) aussehen werden und wie/wann wir davon erfahren.

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