Notarzt in Bayern – Status quo und Möglichkeiten zur Verbesserung

Am 09.05.2015 haben sich Vertreter bayerischer Notarzt-Gruppen von einsatzstarken und einsatzschwachen Standorten aus München und den sieben Regierungsbezirken Bayerns zusammen mit einem Vertreter der agbn in Nürnberg getroffen, um die aktuell sehr schwierige Situation im bayerischen Notarztdienst miteinander zu diskutieren und gemeinsam konstruktive Lösungsansätze zu suchen. Wir, die aus ganz Bayern angereisten Notärzte, sind uns unserer Verantwortung für die Notfallversorgung der Bevölkerung bewusst und wollen diese wichtige Aufgabe auch weiterhin auf hohem fachlichen Niveau flächendeckend sicherstellen. Dazu benötigen wir neben einer funktionierenden Organisationsstruktur eine faire und adäquate Honorierung unserer ärztlichen Leistungen. Gemäß ihrer Satzung soll die KVB, deren Mitglieder wir sind, unsere Interessen sowohl als Verhandlungspartner der Krankenkassen als auch als Interessenvertreter gegenüber der Politik wahrnehmen. Daher wurde nach eingehender Analyse der aktuellen Situation gemeinsam mit dem Vertreter der agbn folgender Forderungskatalog an die KVB formuliert und konsentiert:

  1. Als Appendix des Bereitschaftsdienstausschusses fühlen sich die bayerischen Notärzte nicht adäquat vertreten. Wir fordern daher den Vorstand der KVB auf, die Einrichtung eines eigenen Notarztdienstausschusses bei der KVB juristisch zu prüfen und die entsprechenden Anträge zur Satzungsänderung in die Vertreterversammlung (VV) der KVB möglichst zeitnah einzubringen. Der NAD mit seinen verschiedenen Facetten (Sicherstellung, Honorarsystematik, QM u.v.m.) machen aus unserer Sicht einen solchen Ausschuss dringend erforderlich, um den wachsenden Anforderungen gerecht werden zu können und die Bedeutung des NAD für die KVB gegenüber den Notärzten und der VV klar zu dokumentieren.
  2. Es wird festgestellt, dass das seit 01.01.2015 geltende Honorarsystem im NAD Bayern sein Ziel verfehlt hat, die Notarzt-­‐Honorare für unsere verantwortungs-­‐ volle Tätigkeit angemessen und fair zu verteilen. Vielmehr sind mit in Kraft treten des Systems neue Ungerechtigkeiten entstanden. Die erhoffte signifikante Verbesserung der Besetzungsproblematik an kleineren Standorten ist bis jetzt ausgeblieben. Wir fürchten daher, dass mit dem neuen Honorarsystem, welches größtenteils nur auf Umverteilung der Geldmittel beruht, nicht nur an den einsatzstarken, sondern auch an den einsatzschwachen Standorten ein flächendeckender NAD in Bayern mittelfristig nicht mehr aufrechtzuerhalten sein wird. Dies zeichnet sich bereits jetzt schon ab, da die Dienstbesetzung selbst an Standorten extrem schwierig geworden ist, die seit mehr als 30 Jahren vollkommen unproblematisch besetzt werden konnten. In diesem Zusammenhang möchten wir betonen, dass es sich bei den seit Jahresbeginn entstandenen Dienstplanlücken an den einsatzstarken Standorten nicht um gezielte Streikaktionen handelt, sondern dass unter diesen Bedingungen nicht mehr ausreichend viele Kolleginnen und Kollegen motiviert werden können, sich im Notarztdienst außerordentlich zu engagieren.
  3. Für das laufende Jahr 2015 fordern wir eine dauerhafte Verlustbegrenzung auf 10% als Überbrückungslösung, da bei realistischer Einschätzung eine Reform des bestehenden Honorarsystems einen erheblichen Zeitaufwand bedingt.
  4. Wir fordern spätestens bis 1.1.2016 eine Modifikation des jetzigen Systems, so dass eine Verlustbegrenzung überflüssig wird und die modellimmanenten Ungerechtigkeiten beseitigt werden. Hierbei muss auch objektiv analysiert werden, ob die bisher zur Verfügung gestellten Geldmittel ausreichend sind.
  5. Des Weiteren fordern wir die KVB auf, zu prüfen, ob nicht die immer wieder anfallenden hausärztlichen Einsätze im NAD aus anderen Geldmitteln finanziert werden können. Falls diese Einsätze ggf. anderen Versorgungsstrukturen zugerechnet werden können, könnten die erkennbaren Finanzierungslücken zumindest teilweise geschlossen werden. In diesem Zusammenhang sei darauf verwiesen, dass im ärztlichen Bereitschaftsdienst seit 01.01.2015 circa 120€ pro Hausbesuch bezahlt werden. Unsere Tätigkeit sehen wir als nicht minder verantwortungsvoll an.
  6. Das „emdoc“ Modul soll zeitnah um den Eingabebutton „Fehleinsatz“ auch in der Eingabemaske „kurz“ erweitert werden (in Kombination mit der ILS Einsatznummer), um die Dimension der Fehleinsätze bayernweit erfassen zu können.

Nürnberg, 09.05.2015

Dr. Claus Heuschmid (RV Mittelfranken)
Dr. Thomas Jarausch (RV Unterfranken)
PD Dr. Michael Reng (agbn)

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