Na also…

Die im Newsletter der agbn publizierten Forderung nach einer Verlustbegrenzungsregelung der Notarzthonorare wird erfüllt. Zumindest im ersten Quartal 2015 greift eine Regelung, die Verluste von über 15% abfängt. Konkret werden am Ende des 1. Quartals alle Honorare nach alter und neuer Vergütungsregelung berechnet. Sollte sich dabei ergeben, dass eine Kollegin bzw. ein Kollege in Folge der neuen Vergütungsregelung Verluste von über 15% zu beklagen hat, wird der Differenzbetrag erstattet. Dies gilt auch für die Vergütung von Zweit- und Außennotärzten.

Wer zwischen den Zeilen lesen kann, konnte sowohl im Schreiben der KVB vom 15.12., wie auch im agbn Newsletter bereits erkennen, dass sich diese Regelung längst im Prozess der Vorabstimmung befand. Nur wegen fehlender Unterschriften im Abstimmungsprozess konnte sie erst jetzt veröffentlicht werden.

Leider haben Amateur-Berufspolitiker durch vollständig verfehlte Aktionen den Abschluss in letzter Sekunde beinahe noch gefährdet. Es wäre manchmal klüger, Aktionen mit Regionalvertretern und / oder agbn abzustimmen, um nicht wieder ein Dummheitsfiasko wie bei der Zulassungsklage eines Kollegen zum Münchener Notarztdienst – die uns ja auf Jahre hinaus die Ermächtigungsgebühren beschert hat – zu erleben. Regionalvertreter und agbn sind nicht nur in Bezug auf die Finanzierung des Notarztdienstes versiert und qualifiziert informiert, sondern kennen auch die längst in den Schubladen befindlichen Antworten auf die althergebrachten wenn-dann-Drohungen. Eines muss uns allen klar sein: wer “wenn-dann” sagt muss auch bereit sein “dann” zu machen. Es wäre daher zielführend, wenn unsinnige Störaktionen unterblieben, die geeignet sind, die Verhandlungen um die Verlängerung der o.g. Regelung zu sabotieren.

2 Gedanken zu „Na also…

  1. So wird das nix!
    Verehrte “Profis”,
    ich kann Euch nur raten, Euch ein Stück weit auf die Basis zuzubewegen. Ohne Eure Arbeitsleistung anzuzweifeln: Es führt kein Weg daran vorbei, daß eine Volumensteigerung von 8,6 % nach 9 Jahren und 2 1/2 Jahren Verhandlungsdauer ein Desaster ist. Nennen Sie mir eine einzige Berufgruppe, die sich da nicht mit Grausen davonmachen würde! Das habt Ihr zwar zugegeben, aber völlig unzureichend in der Öffentlichkeit plaziert! Und es geht weiter: Die Verlustbegrenzungsregelung wird auf “vorläufig auf 1 Quartal” eingeführt: Genauso funktioniert Hinhaltetaktik! Die Kollegen “hoffen”, daß sie nicht enttäuscht werden, wenn sie weiter brav bleiben. Aus der Zeitung (Allgäuer, gestern) mußte ich erfahren, daß von Jan bis Nov. d. Jahres 11640 Stunden nicht besetzt waren. Mensch, das wäre Euer Job gewesen.
    Ich bin eigentlich in der NA-Angelegenheit weniger aktiv, mein Interesse konzentriert sich überwiegend auf den BHÄV (das ist m. E. der einzige ärztliche Berufsverband in D, der von der Politik überhaupt ernst genommen wird). Hier konnte man in den letzten Jahren sehr erfreuliche Einkommenssteigerungen erzielen, aber, und jetzt kommt´s: Nicht aus eigener Stärke (so glaube ich), sondern eher aus Schwäche! Es ist einfach Fakt, daß wir nicht stark genug waren, um aus eigener Kraft für Verhältnisse zu sorgen, die unserem Nachwuchs attraktiv erscheinen. Das ist der Grund, weshalb sich die Politik zum Handeln gezwungen sah. Wollt ihr den gleichen Weg gehen? – ist sicher eine Möglichkeit. Da muß man dann nur Botschaften verkünden a´la “mehr war nicht drin”, nachdem man sich lange genug ins Hinterzimmer zurückgezogen hatte. Jawoll, es ist mit geeigneter Kommunikation sehr wohl möglich, Protestpotential zu fördern. Am wenigsten gelingt das sicherlich dann, wenn man Abweichler ex Kathetra abwimmelt. Ich gebe zu, professionelle Öffentlichkeitsarbeit ist sehr anstrengend, aber leider unerlässlich. Auf jeden Fall sollte man vermeiden, sich als Verhandlungsführer von der Gegenseite von seiner Basis abtrennen zu lassen. Das ist der sicherste Weg, um in eine schwache Verhandlungsposition gedrängt zu werden. Nix für ungut und ein Gutes Neues!

    • Richtig: Es führt kein Weg daran vorbei, dass sich 9 Jahre niemand gekümmert hat. Jetzt in der ersten Verhandlungsrunde, in der sich einige wenige zusammengetan und zeitraubend engagiert haben, bis sie zumindest gehört wurden, resultiert eine Volumensteigerung von 8,6 %. Es gibt keine Berufsgruppe, die in den Letzten Jahren eine derartige Steigerung erhandelt hätte (nicht einmal die Lokführer) und es gibt leider auch keine Berufsgruppe die nach vepennten Verhandlungen Nachholsteigerungen erhandelt hätte. Das haben wir zwar in der Öffentlichkeit platziert, über mangelnde Würdigung könne wir aber nicht klagen. Es ist halt der Lohn, wenn man etwas erreicht, dass es denen, die bis dahin nix getan haben zu wenig ist. Versucht man die Basis einzubeziehen kommen leider keine strukturell umsetzbaren Anregungen. Siehe: Unsere Empfehlung zum Vergütungsmodell

      UND: wem haben wir es wohl zu verdanken, dass die Verlustbegrenzungsregelung nur “vorläufig auf 1 Quartal” eingeführt wird? Denselben, die die Verlustbegrenzungsregelung beinahe prinzipiell torpediert hätten. Warum torpediert? Es gibt durchaus andere Überlegungen, anstelle der 15%-Begrenzung.

      1. Gerade an den einsatzstarken Standorten, an denen auch weiterhin deutlich mehr verdient wird, als an den einsatzarmen Standorten, gibt es genug Bewerber um den Notarztdienst, die sicher auch für weniger Geld nachrücken.
      2. Bitte nicht vergessen: die Freealncer-Agenturen haben im ostdeutschen Raum schon ganze Landstriche übernommen. Die springen sicher gerne in Augsburg, München oder Nürnberg ein, denn was da bezahlt wird ist weitaus mehr als an deren anderen Standorten.
      3. Das BayRDG Art. 14 Abs. 4 hat eine relativ einfache Lösung, die zwar nicht auf dem flachen Land, wohl aber an den einsatzstarken Standorten umgesetzt werden kann.

      Das alles zeigt wie unsinnig unkoordinierte Aktionen sind. UND: wenn da einmal der Damm gebrochen ist, indem einer der o.g. Punkte greift, dann ist der Rest Bayerns auch bedient. Mit dem sich selbst ein Bein stellen haben wir ja Erfahrung, scheinbar ist das ein originär ärztliches Bedürfnis.

      Übrigens: Die Zahl von 11640 nicht besetzten Stunden verwundert mich sehr. Waren es wirklich so wenige? Das wären pro Standort Gesamtausfälle von unter 2 Tagen pro Jahr! Das würde alle eine Unterbesetzung beklagenden Lügen Strafen. Da hätten wir uns unseren Job sparen können.

      Zum BHÄV: Die Homepage des BHÄV zeigt, dass da wohl doch eine etwas andere Lesart unserer Aktionen denkbar ist. Wir jedenfalls haben eben solche Rückforderungen, wie der BHÄV sie aktuell beklagt in den letzten beiden Jahren erfolgreich und dauerhaft von den Bayerischen Notärzten abgewendet. Wie gut das Protestponential der Ärzte mobilisierbar ist zeigt leider (und das ist nicht zynisch gemeint) auch der BHÄV deutlich, denn nicht einmal der hat eine Aktion wie die Zulassungsverzichterklärung durchgebracht. Das alles soll keine Kritik am BHÄV sein, denn ich schätze Ihre Arbeit sehr, sondern nur helfen, Ihre Sicht auf erfolgreiches berufspolitisches Agieren zu objektivieren.

      Zum Thema Nachwuchs: es gibt hunderte von Nachwuchsnotärzten, die sehnsüchtig auf eine Ermächtigung warten, die aber von einkommens-protektiven Regularien an der Ausübung ihrer erlernten Tätigkeit gehindert werden. Die werden Aktionen wie die so langweilig aber dennoch regelhaft geforderten Boykott-Aufrufe sofort durchbrechen. Vielleicht ist das sogar verständlich. Wenn wir uns einen Fehler vorwerfen lassen müssen, dann haben wir den Fehler gemacht, den Nachwusch an manchen Orten systematisch auszubremsen… ausnahmsweise nicht durch Kostenträger sondern bedauerlicherweise durch die ärztlichen Kollegen selbst.

      Die Basis: “Auf jeden Fall sollte man vermeiden, sich als Verhandlungsführer von der Gegenseite von seiner Basis abtrennen zu lassen”. Das passierte auch nicht, die Abtrennung erfolgt wenn überhaupt, dann durch Teile der Basis selbst, die mir mittlerweile erscheinen – verzeihen Sie den vergleich – wie die Raupe Nimmersatt, die immer nur eines will: mehr und wenn das erreicht ist dann nochmal mehr. Im Gegenteil: Wir habe alles getan um nicht nur an der Basis zu bleiben, sondern auch um die Basis zusammenzuhalten: Nachdem klar war, dass deutlich mehr Geld im System ist und die Mehrheit der Standorte profitiert, hätten wir uns eigentlich bequem zurücklehnen können. Die Mehrheit kriegt doch deutlich mehr. Wir hätten von Spitzengehältern sprechen können, die eben beschnitten werden müssen. Genau diese Polarisierung haben wir bewusst nicht betrieben. So haben wir auch nie publiziert, wie hoch das geringste und das höchste Einkommen pro 12 Studnen eines bayerischen Notarztes im Jahr 2013 war… das gäbe Zündstoff. Statt dessen haben wir – wohl gemerkt für die klare Minderheit – die Begrenzungsregelung gefordert, dann kalkuliert und formuliert, uns mit der KVB dafür eingesetzt und sie jetzt auch erreicht. All das wohlgemerkt für die Minderheit der Notärzte, die aus der Sicht der Mehrheit der Notärzte seit 2006 nur zu gut bedacht war… Die Neiddebatte zu nutzen wäre ein Einfaches gewesen. Nein: wenn die Basis sich teilt, wenn jeder nur sich selbst sieht, wenn wir nicht genug kriegen können, dann ist das nicht nur Schuld der Kostenträger, nicht nur Schuld der KVB, dann ist das offenbar auch – und manchmal vor allem – ein berufsimmanentes ärztliches Problem. Das darf man zwar nicht mal denken, ich schreib’s ich aber doch.

      Zu meiner Rolle: Die agbn hat mit ihrer letzten Satzungsänderung die Berufspolitik in ihrer Vereinsziele aufgenommen, wir müssen also definitiv nicht wieder 9 Jahre warten, bis sich wieder jemand kümmert. Ich wurde für die Vertretung der Berufspolitik in den Vorstand der agbn gewählt und habe zusammen mit den engagierten Regionalvertretern mein Bestes gegeben. Ich bin mit dem Vergütungsmodell nicht zufrieden, denn das von uns vorgeschlagene Notarzt-Vergütungsmodell war besser. Ich bin aber überzeugt, dass das jetzt gültige Vergütungsmodell deutlich besser ist, als das der vergangenen Jahre UND ich bin überzeugt, dass es das Beste ist, das wir unter den aktuellen Umständen erreichen konnten. Ich glaube natürlich nicht, dass das neue Vergütungsmodell alle Besetzungsprobleme beseitigen wird, denn dazu sind diese Probleme viel zu vielschichtig und keineswegs nur pekuniär bedingt. Ich halte das jetzt gültige Vergütungsmodell – sobald die Forderungen des agbn Newsletters umgesetzt wurden – aber für durchaus akzeptabel. Ich stehe zu dem, was ich – und sei es auch nur als Berater bei einem Kompromiss – mit zu verantworten habe. So werde ich mich als Überzeugungstäter bei der agbn im kommenden Jahr auch wieder zur Wahl stellen, in der ehrlichen Hoffnung, dass dann der gewählt wird, des es am Besten kann. Bis dahin mach ich den Job so gut ich kann… unentgeltlich.

      Auch nix für ungut – Michael Reng

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