Ausgewählt

Die agbn und die mitarbeitenden Regionalvertreter haben pünktlich zum Schluss der Wahllokale ein Positionspapier zur Misere im bayerischen Notarztdienst veröffentlicht. Die agbn stellt zusammen mit den beteiligten Regionalvertretern damit aber nicht nur die Forderungen auf, deren Erfüllung unabdingbar für den Fortbestand der flächendeckenden Notarztversorgung in Bayern ist. Es werden hier auch Lösungsvorschläge vorgestellt, die unschwierig und ohne Einbußen bei Patienten oder Notärzten “im Rahmen des Gesetzes” umgesetzt werden können.

Das ist neu, denn bisher musste man sich bei allen vorgeschlagenen Anregungen zur Beseitigung der Misere immer wieder nur anhören, das dies oder das “so nicht” ginge, weil irgendein Gesetz dies genau so nicht zuließe. Jetzt wurde externer juristischer und administrativer Rat eingeholt, denn die Phantasien zur Lösung der Misere schlugen immer wildere – wohl mehrheitlich gut gemeinte – Kapriolen.

So gingen manche unserer notärztlichen Kollegen in bayerisch-braver Ergebenheit dem geschriebenen Gesetz gegenüber so weit, sogar grundsätzliche Standpunkte der Notarztorganisation in Bayern aufzugeben, alles frei nach dem Motto “Lieber die Position verschenkt als das Gesetz verrenkt”.

Als eine der tollsten Ideen gilt z.B. der Vorschlag, die Rettungszweckverbände mit der Organisation des Notarztdienstes zu betrauen. Dort verfügt man sicher über die geballte Verhandlungskompetenz für jeden Honorarstreit mit den Kostenträgern. Wo die glücklos taktierende KVB mit ihrem Heer an Juristen beim Verhandeln mit den gewieften Vertretern der Kostenträger versagt, wird es ein Rettungszweckverband schon richten. Ach, der kann ja das BRK beauftragen und die beauftragen dann die ZAST und die wird dann die Interessen ihrer Eigentümer vertreten.

Noch besser: der reine Stundenvergütung für diensttuende Notärzte. Eine lieb gemeinte Idee, mit der wir Kostenträgern und Schiedsgericht ihren sehnlichsten Wunsch erfüllen. Gratulation, so setzt man eine Deckelung des notärztlichen Honorars erfolgreich um. Gratulation, so fangen die Notärzte jede Einsatzmehrung, z.B. zu Gunsten des ärztlichen Bereitschaftsdienstes, kostenneutral auf.

Nein. das sind alles sicher gut gemeinte, offenbar aus Frustration und aus aufgelaufener Harmoniebedürftigkeit geborene Ideen, die die Misere im Bayerischen Notarztdienst aber leider ebenso wenig lösen helfen, wie die Vorstöße mit dem Ziel einer akuten Gesetzesänderung.

Mit dem jetzt vorgelegten Positionspapier liegt ein umsetzbarer Lösungsvorschlag vor. Wollen wir mal sehen, wer welchen Grund findet, das bayerische Notarztsystem weiter zu sabotieren.

2 Gedanken zu „Ausgewählt

  1. Ja, es ist ein gutes und faires Angebot. In jeder Hinsicht.
    Was mir persönlich noch fehlt ist eine Regelung zu “alarmierter Bereitschaft”.
    Das kennt Ihr Kollegen doch auch:
    Alarm mitten in der Nacht, Brand eines unbewohnten Werkschuppens, einer Lagerhalle oder ähnlichem, meinet wegen auch ein kleinerer Wohnungsbrand.
    Wir Notärzte eilen zum Einsatzort um dort ca. 2-3 Stunden der Feuerwehr interessiert bei der Arbeit zuzuschauen. Ein Patient?? Nö, gibt es keinen!!
    Das heißt, die ganze Alarmierung – und damit die gefährliche Anfahrt, das lange Bereitstehen ist – rein pekunär – für die Katz’. Gleichzeitig sind wir aber unabkömmlich, weil sich ja einer der Feuerwehrleute verletzen könnte. Hier bekommen wir nach altem Schema gerade mal die Bereitschaftspauschale.
    Als neulich eine Sporthalle brannte, in der ich bei einem Sportturnier ärztliche Aufsicht übernommen hatte und ich mich bereiterklärte als Notarzt vor Ort zu bleiben, da wurde mir seitens der KVB mitgeteilt, daß ich für diesen Einsatz – ohne Patientenversorgung – gar nichts bekäme, eine Bereitschaftspauschale für Zweitnotärzte sei nicht vorgesehen.
    Ich halte das für einigermaßen unfair und würde mich über eine Berücksichtigung bei der Neuregelung freuen.

  2. Bravo! Das Positionspapier ist rundum gelungen. Nicht nur die Empfehlungen im Zusammenhang mit den bekannten Problemen Zulassung und Vergütung. Ich halte es für eine ausgesprochen gute Idee, die ganze bisherige Misere und die meist total verunglückte “Kommunikation” der KVB mit uns Notärzten letztlich auch zum Anlass zu nehmen, jetzt ein Mitspracherecht einzufordern. Die KVB hat es mehrfach bewiesen, dass man ihr schon sehr genau auf die Finger schauen muss!

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