Die Trend und Strukturanalysen des INM ändern inzwischen in regelmäßigen Abständen die Rettungslandschaft Bayerns.
Bis vor Kurzem waren die Gutachten TRUST I und TRUST II auch öffentlich im Netz auf der Homepage des Innenministeriums und des INM zu finden. Natürlich folgt auf diese Gutachten eine Diskussion um die Sinnhaftigkeit der Ergebnisse. Solche Diskussionen sollte man als Gutachtenersteller aushalten können und sie durch sachliche Argumente entschärfen. Man findet nur noch die jährlichen Rettungsdienstberichte auf der Homepage des INM und beim Bayerischen Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration auch nur noch wenig dazu. (TRUST von 2004 Band 1 und Band 2)
Die Analysen des INMs sind – so weit ich sie bisher kenne (TRUST III gehört mangels Kenntnis nicht dazu) – wirklich sehr logisch und nachvollziehbar aus den dem INM vorliegenden Daten erstellt. In diesen Analysen versucht man, den IST-Zustand darzustellen, um die Zukunft zu verbessern. Ehrenwert und meiner Meinung nach sehr professionell durchgeführt. Allerdings haben diese Gutachten ein kleines Manko: Sie basieren auf vergangenen Zahlen und theoretischen Berechnungen. Entfernungs-Routing und Häufigkeiten können nicht den momentanen Zustand und das lokale Wissen vor Ort abbilden. Hier wäre eine Veröffentlichung mit anschließender Diskussion vor Ort mit denen, die sich lokal auskennen, wichtig, um kleinere Unwägbarkeiten und Unschärfen, die sich nicht in den vorliegenden statistischen Auswertezahlen messen oder abbilden lassen, zu glätten.
Leider ist dem nun nicht so. Es werden nur Bruchstücke und Teile des Gutachtens z.B. den Zweckverbänden gegeben, denen dann empfohlen wird, das umzusetzen. In den Zweckverbänden arbeiten Verwaltungsfachkräfte, die mit der Rettungsrealität selten zusammentreffen und dann natürlich das umsetzen, was von oben her empfohlen wird. Was können sie auch anderes tun? Leider werden damit die Beteiligten (Rettende) und Betroffenen (zuRettende) vor vollendete Tatsachen gesetzt, ohne sich vorher informieren zu können, warum Umstrukturierungen empfohlen werden und welche Grundlagen und Zahlen es dafür gegeben hat. Und vor allem, ohne gehört zu werden und ohne eigene Vorschläge anbringen zu können, wie Verbesserungen in der Struktur lokal mit erheblich weniger Aufwand zu lösen sind, denn ein Gutachten ist nur so gut wie die Aktualität der Daten. Ich denke da nur an z.B. geänderte Krankenhausstrukturen in der Zeit nach der Datenerhebung. Eine Wachverlegung macht nur da Sinn, wo kein „Loch“ aufgerissen wird und wie sinnvoll ist es, alle 5 Jahre ganze Rettungswachen zu verlegen, nur um auf dem Papier schnellere Eintreffzeiten in den Einsatzschwerpunkten nämlich v.a. den Altenheimstandorten (oha, da werden überdurchschnittlich viele Menschen akut krank) zu realisieren. KTWs werden gestrichen, RTWs fahren dann die Krankentransporte in der KTW-freien Zeit und der RTW fehlt in der Notfallrettung, mit der Folge, daß ein neuer RTW Standort/Stellplatz etabliert werden muß wird, wo eigentlich ein zusätzlicher (Spätschicht)-KTW vieles entzerrt hätte. Wenn ein Krankenhaus plötzlich die (Unfall)chirurgie schließt, werden erheblich mehr Interhospitaltransporte anfallen, die die Ersteller des TRUST III gar nicht wissen konnten, die aber die Betroffenen vor Ort sehr wohl bereits wissen und spüren und man darauf reagieren könnte, aber nicht darf, weil das Gutachten dagegen ist und schon umgesetzt und europaweit ausgeschrieben wurde, bevor man reagieren kann, weil man nicht darf/soll?
Was ist denn der Grund, dieses TRUST III nicht in voller Gänze zu veröffentlichen?
Scheut man Kritik, Diskussion?
Davor brauchen weder INM noch Kassen noch Innenministerium Angst haben, denn die erstellten Vorgutachten sind ja wirklich wissenschaftlich sehr fundiert und mit den vorhandenen Vorgaben auch sehr gut und verständlich aufgemacht. Aber jetzt? Warum wird das Gutachten zurückgehalten? Wer hat wovor Angst?
Wenn folgenschwere Entscheidungsgrundlagen zurückgehalten werden und nur Teilstücke für wenige einsehbar gemacht werden, dann hat das – jetzt kommt der Schwabe durch: „a Gschmäckle“
Also: liebes Innenministerium, liebe Kassen, liebes INM: Sorgt für Transparenz, scheut nicht den Dialog, veröffentlicht TRUST III in voller Gänze.
Ihr müßt eure Arbeit nicht verstecken! Ihr seid gut und könnt eure theroretische wissenschaftliche Arbeit in Verbindung mit der Praxis optimieren und noch besser machen! Die Daten der Leitstellen sind nicht alles, Ortskenntnis gehört dazu.
Berfechtigung = Berechtigung. Ich kann nicht einmal meine eigenen Beiträge editieren 🙁
Momentan habe ich keine Berfechtigung, hier neue Artikel einzustellen. Ich werde mich wieder um Zugriffsrechte bemühen,
Grüße, Birgit Baier